Haptisch
Ohne Weiteres können wir durch den Tag gehen, ohne etwas "Natürliches" oder "Lebendiges" berührt zu haben.
Abgesehen vom morgendlichen Duschen kommen wir mit der Kaffeemaschine in Kontakt, der Kaffeetasse, dem Türgriff, dem Autoschlüssel, unserer ID-Karte, dem Computer etc.
Wir berühren künstliche Objekte, und wir finden es normal.
Doch ist der Mensch ein Wesen, das seine Umwelt be-greifen möchte, sich selbst über den Tastsinn orientiert und lernt. Es macht einen Unterschied, ob ich die Katze streichle, eine Muschel anfasse, mit Erde und Sand arbeite. In Indien lachen die Menschen, weil ich es immer noch nicht schaffe, mit den Händen zu essen. Sie sagen, das Essen würde viel bekömmlicher, wenn ich es berühre, bevor ich es verzehre.
Abgesehen davon macht es Spass, das Brot mit den Händen zu brechen, die Beschaffenheit des Currys zu erkunden, die Reiskörner zwischen den Fingern zu spüren. Aber es muss nicht das Essen sein. Vielleicht genügt es, über das Gras auf der Wiese zu streichen, die Rinde eines Baumes zu erkunden, beim Händewaschen nachzuspüren, wie das Wasser über die Haut perlt. Am besten jeden Tag.
